Historie
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Um 1890 besaß die kleine Elbinsel Finkenwerder die größte Fischereiflotte des Deutschen Reiches. Der harte Konkurrenzkampf mit den Fischdampfern zwang die Finkenwerder auch wintertags auf der hohen See zu fischen. Das führte zu bitteren Verlusten. So gingen in den Jahren von 1885 bis 1970 97 Ewer oder Kutter verloren, fast immer mit Mann und Maus.
Aus den Fischerewern mit plattem Boden, steiler Kahnplanke und eckiger Kimm entwickelte sich der Kutterewer und dann der typische Finkenwerder Fischkutter. Von diesen alten Kuttertypen haben sich nur noch die Landrat Küster, Baujahr 1889, die Astarte, Baujahr 1903, und die Präsident Freiherr von Maltzahn hinüberretten können.
Die Präsident Freiherr von Maltzahn wurde 1928 bei Sietas in Cranz für die Fischer Fock und Holst erbaut. Seinen Namen erhielt das Schiff nach dem Präsidenten des Deutschen Seefischerei-Vereins Hans Jaspar von Maltzahn, der sich bis zu seinem Tod durch Herzinfarkt Anfang 1929 um die Belange der Küsten- und Hochseefischerei verdient gemacht hat. Die beiden Fischer waren Schwager, den Kutter betrieben sie in Mackerschaft. Aber es kam zur Zwangsversteigerung und die Maltzahn ging an den Cuxhavener Seefischer Jonny Lohse. Das war 1933 und Jonny Lohse blieb für 28 Jahre der Besitzer. 1933 bekam das Schiff auch einen neuen Motor. 1936 wurde die Bünn dicht gemacht und statt dessen ein Eisraum eingebaut.
Während des Krieges wurde die Maltzahn, die zu der Zeit das Fischereizeichen NC 274 führte, samt seiner Besatzung zur Marine eingezogen. Das Schiff wurde zur Minenbekämpfung in der Ostsee eingesetzt. Als die Deutsche Wehrmacht kapitulierte, befand sich die Maltzahn in Cuxhaven in der Werft und entging so dem Schicksal, eine Kriegsbeute zu werden. Nun fuhr man wieder auf Fischfang und ab Ende der fünfziger Jahre auf Thunfisch in die Nordsee. 1961 starb Jonny Lohse und zwei Jahre später ging der Kutter an den Wischhafener Yachtclub, der ihn aber bald an Spree-Segler nach Berlin weitergab. Die sägten den Pitchpine-Mast ab und entfernten auch den Loskiel. In Berlin wurde das Schiff ausgeschlachtet samt des schönen alten Mahagonilogis, und dann war wohl das Geld alle. Drei Jahre später lag der Kutter wieder in Wischhafen. Dort fiel er eines Tages bei Ebbe um und lief voll.
Im Mai 1981 bekam der Friedrichskooger Werftbaas Peter Bieritz die Maltzahn in die Hände. Er wollte sie auf eigene Rechnung wieder instandsetzen. Doch daraus wurde nichts, der Rumpf verkam weiter.Der Museumshafen Oevelgönne e.V. hatte schon längst beschlossen, ein hölzernes Schiff zu erwerben. So kaufte er die Präsident Freiherr von Maltzahn 1983 gegen Zahlung von 5.000 DM und schleppte sie in eigener Regie zur Behrens Werft nach Finkenwerder. Seit 1984 wurde das Schiff dort unter Aufsicht des Werft-Seniors Joachim Behrens von ABM-Kräften und Mitgliedern des Museumshafens wieder aufgebaut. Alle Überwasserplanken, alle Decksbalken und das gesamte Deck wurden erneuert. Eine gespendete Motorenanlage wurde eingebaut und die Decksaufbauten wiederhergestellt.
Die Maltzahn war ursprünglich als Motorsegler gebaut, d.h. das Schiff war untertakelt und hatte darum auch kein Mittelschwert. Das sollte mit der Restaurierung nun anders werden, denn an den guten Segeleigenschaften bestanden keine Zweifel. Als Vorlage diente der Segelriss des Hochseekutters Louis und Emma mit einer Gesamtsegelfläche von 208 qm, verteilt auf anderthalb Masten. (Der Begriff Kutter bezieht sich hier auf den Rumpf, nicht auf die Takelung!) Masten und Spieren wurden von Hannes Benning in Altenwerder aus Douglasienstämmen gefertigt, sodass die Präsident Freiherr von Maltzahn am 15. April 1989 wieder vom Stapel laufen konnte, pünktlich zum 800. Hamburger Hafengeburtstag. Die Maltzahn nahm in den Jahren 1996, 2000, 2004 und 2012 an dem alle vier Jahre stattfindenden Seglertreffen in Brest teil.