Merkwürdige Segelstellungen, fliegende Hunde und vieles mehr

Die Sommerreise der "Präsident Freiherr von Maltzahn" 2011

 

Merten:

Sonntag, 24.07

Der erste Tag unserer Reise beglückt uns mit viel Regen, dafür gibt es aber auch viel Wind! Wir setzen den kleinen Klüver und „rasen“ mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 8,3 Knoten in Richtung Glückstadt. Dort kommen wir dann auch schon recht früh an. Gerina verlässt uns am Nachmittag schon wieder, sie wird in Bremerhaven aber erneut zu uns stoßen.

Am Abend sitzt die Crew lange zusammen und hofft gemeinsam auf besseres Wetter.

Montag, 25.07

Beim Törn nach Cuxhaven regnet es Anfangs, später aber wird es trocken und wir kreuzen mit mittlerem Klüver elbab. Im Cuxhavener Freihafen/Amerikahafen  werden wir dann von sommerlichem Wetter begrüßt, welches sofort zum Spazierengehen und Einkaufen genutzt wird. Da Jan seine Hündin Amy dabei hat und der Tidenhub in Cuxhaven sehr groß ist binden wir Amy einen Zeiser um und ziehen sie auf die Kaimauer. Bei der Aktion fällt Jan dann sein Schuh ins Wasser, welchen wir zum Glück dank Einsatz eines Peekhakens wieder aus dem Wasser fischen können.

Die Klüver werden zum Trocknen aufgehängt. Später am Abend wird eine Fender- und Leinenwache eingeteilt, da der Tidenhub sehr groß ist und sowas einfach zu Übungszwecken sehr günstig ist.

Dienstag, 26.07

Am Dienstag wollen wir weiter Richtung Eidermündung, doch aufgrund der geringen Windstärke warten wir noch ein wenig auf eine günstigere Tide und besseren Wind.

Als wir dann unterwegs sind fahren wir ein Boje-über-Bord-Manöver, welches uns gut glückt. Weniger gut glückt uns leider das Angeln, irgendwas müssen wir wohl falsch machen... Statt Fischen haben wir dann aber jede Menge Insekten an Bord, auch ein Schmetterling ist dabei.

Mittwoch, 27.07

Die Sonne scheint, es ist schön warm und... kein Wind! Auf jeden Fall zu wenig, um vernünftig zu segeln. So fahren wir erst unter Maschinenkraft aus der Eidermündung hinaus und lassen uns dann langsam in Richtung Helgoland treiben.

Es werden die kurzen Hosen angezogen und bald sieht man überall an Deck lesende Menschen, sodass einige auf die Idee kommen, doch ein bisschen was zu tun, und das Deck zu wässern. Gesagt, getan. Nach vielen nassen Schuhen, Hosenbeinen und noch vielem mehr kommt der Schiffsführung die Idee, man könne doch auch noch mal eine Leck-Abwehr-Übung machen. Glücklich über jede Abwechslung werden die Leckstopfen gesucht, gefunden und vieles erklärt. So verläuft der Törn nach Helgoland doch nicht so ereignislos, wie zuerst vermutet.

Donnerstag, 28.07

Mit gutem Wetter und schönem achterlichen Wind laufen wir gegen 10 Uhr aus dem Helgoländer Hafen aus; es geht in Richtung Bremerhaven. Da das Segeln wieder recht ereignislos verläuft (die Segelstellung will sich einfach nicht verändern) liegen die meisten wieder mit ihren Büchern an Deck oder kämpfen um die Hariboreste. Außerdem wird das Schlepplog mal wieder ausprobiert. Später werden die Wellen dann der Nordsee würdiger und kommen seitlich, so haben wir das ein oder andere Mal ein wenig Wasser an Deck. Als wir dann im Hafen ankommen bekommen wir einen der letzten Plätze, es ist sehr voll! Als gegen 22 Uhr die Musik weniger wird und nur noch ein paar betrunkene Jugendliche unterwegs sind setzt man sich  an Deck und redet bis tief in die Nacht.

Freitag, 29.07

Als Gerina wieder angemustert hatte gehen Rudi, Gerina und ich auf die Bounty, die auch in Bremerhaven liegt, und lassen uns für den nächsten Tag für eine persönliche Führung einladen. Außerdem werden an dem Tag viele kleine Arbeiten an Deck ausgeführt, denn obwohl wir Open-Ship haben verirren sich nur wenige Gäste zu uns an Bord. Wenigstens ein Teil der Astarte-Crew findet aber doch zu uns und lädt uns für den morgigen Tag zum Essen ein. Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen! Außerdem werden diverse Museen besucht und eh alles getan, um möglichst weit weg von dem lauten Formel-1-Boot wegzukommen, welches mit Gästen durch das Hafenbecken rast – eine der „Attraktionen“ des Hafenfestes.

Samstag, 30.07

Am Samstag folgen Gerina, Rudi und ich der „Einladung“ der Bounty und entern diese mit dem Milchzahn (das Hochklettern an der Bordwand ist garnicht so leicht, trotz Kletterseil). An Bord der Bounty bestaunen wir dann die Bootsmannslast und bekommen auch noch ein Maskottchen, ein kleines grünes Tier, welches sie doppelt hatten – jetzt hängt eines dieser Tiere in unserem Nachthäuschen. Am Abend gibt es ein leckeres Essen auf der Astarte mit sehr viel Fisch! Da um 23 Uhr ein Feuerwerk starten soll halten wir uns mit Black Stories und ähnlichem wach, um das anschließende Feuerwerk zu bestaunen.

Sonntag, 31.07

Gegen 19 Uhr ist das Fest zuende und wir sitzen alle noch ein bisschen zusammen und genießen einen (endlich mal) ruhigen Abend.

Montag, 01.08

Es werden letzte Arbeiten beendet und mal wieder richtig Reinschiff gemacht. Als wir nach fast einer Stunde warten endlich in Schleuse können, kommt mit uns die (ebenfalls 1928 erbaute) Albert Johannes in die Schleuse und es wird sehr eng. Als wir dann ausschleusen motoren wir erstmal lange Richtung Helgoland, bis am Ende dann doch nochmal zwei Stunden gesegelt werden können. Wir machen mit 98,1 sm eine genau gleich lange Strecke wie auf der Hinfahrt (das soll uns mal einer nachmachen!).

Dienstag, 02.08

Am Dienstag wird Eingekauft, Landgang gemacht und alles, was man auf Helgoland sonst noch so tun kann. Um 12 müssen wir wegen eines angekündigten Schiffes verholen. Die Gästefahrt mit vielen begeisterten Gästen ist sehr schön und wir verlängern sie spontan ein bisschen, um das schöne Segeln voll auszunutzen.

 

Mittwoch, 03.08

Früh Aufstehen heißt es am Mittwoch, denn um 08:30 Uhr will die Gesine von Papenburg los und  als wir schonmal wach sind fahren wir einfach gleich mit, wollten wir doch eigentlich erst am Donnerstag weiter. Mit gutem Wind kommen wir schnell voran, allerdings ist auch die Welle sehr hoch, sodass Schwimmwesten zur Pflicht werden. Das ist auch gut so, denn einige Wellen brechen an Deck (einige sind wirklich gefährlich hoch, sie überspülen das gesamte achtere Deck), sodass die Kleidungswechsel häufiger werden. Später werden Wind und Welle weniger, und trotzdem sind alle sehr müde und gehen – in Hörnum angekommen – früh in die Koje.

Donnerstag, 04.08

Der Tag beginnt neblig, es klart aber im Laufe des Tages immer mehr auf, bis irgendwann ein wunderschöner Sommertag aus ihm wird. So testen einige motorwütige den Außenborder des Milchzahns um festzustellen, dass die Kühlwasserschläuche verstopft sind, aber kein Problem für technisch versierte! Es wird ein wenig gearbeitet und die nächsten Tage mit vielen Gästefahrten durchgeplant. Abends wird das erste Mal auf dieser Reise an Deck gegessen, der Nachtisch besteht aus dem (mittlerweile lengendären) Traum von Eiderstedt.

Freitag, 05.08

Da es Nachts Regen gab, müssen wir am Morgen alle in mehr oder weniger nasse Klamotten steigen. Die erste Fahrt wird wegen des schlechten Wetters leider abgebrochen. Bei den beiden anderen Fahrten ist das Wetter wieder viel schöner, was zum Glück viele Gäste anlockt.

Samstag, 06.08

Am Morgen verlassen Uwe, Johanna und Regina uns bei schönstem Wetter. Bei der ersten Fahrt sind wir noch ausgeschlafen, kräftig und voller Tatendrang und setzten alle Segel. Nachdem wir dann aber unsere halben Möwen nicht bekommen – der Stand ist unauffindbar – und auf Currywurst umsteigen müssen, lassen wir es danach etwas gemütlicher angehen.

Auf der dieses Jahr das erste Mal angebotenen Feuerwerksfahrt erleben wir es, wie spannend es sein kann, Nachts in einem recht unbekannten Gebiet mit unbeleuchteten Tonnen zu befahren. Als wir es dann in den Hafen zurückgeschafft haben, unsere Gäste abgesetzt sind und wir verholen, erleben wir auf einmal einen Regen, den von uns so wohl noch keiner Erlebt hat: Stärker als eine Dusche, nach wenigen Minuten sind wir durch unser Regenzeug bis auf die Knochen nass und es will nicht aufhören!

Sonntag, 07.08

Rudi:

Die letzte für den Sonntag-Nachmittag vorgesehene Gästefahrt fällt dem immer heftigeren Wind zum Opfer – stattdessen eilt ein Teil der Crew zur verabredeten Leuchtturm-Führung und lässt den am Schiff wartenden Polizisten einfach stehen. Er war ja auch "nur mal so vorbeigekommen, und wo er doch zufällig einmal da wäre, könne er sich doch mal bei dieser zufälligen Gelegenheit die Papiere durchsehen..." – Wie sie halt so sind, unsere politisch korrekten Ordnungshüter! Nein, vertrösten wir ihn knapp, morgen ist ja auch noch ein Tag.

Montag, 08.08

Christoph:

Merten verlässt uns. Aus unserem Plan, Hörnum Richtung Helgoland zu verlassen, wird nichts. Das Wetter wird zunehmend schlechter und lässt auch für die nächsten Tage nicht Gutes erhoffen. Windstärken um 7 mit mehreren Metern hohen Wellen. An Bord werden die Spiele herausgekramt. Kniffeln und Regatta sind sehr beliebt; die auch schon antik anmutende Spielesammlung verschafft ein wenig nostalgische Stimmung.

Dienstag, 09.08

Rudi:

Wir machen das Beste aus dem Zwangsaufenthalt: Vier wagemutige Frauen vertrauen sich der Adler-Reederei an und riskieren, das Abendessen zu verpassen; tatsächlich braucht der Kapitän der ADLER IV drei Anläufe und zwei Grundberührungen, bis er bei Windstärke 8 endlich das flache Fahrwasser zwischen Amrum und Föhr überwindet. Im Salon der Maltzahn vertreibt sich unsere Crew mit diversen Zerstreuungen die Zeit. Die Krönung ist das Regattaspiel von Anja auf feuchtem Salontisch. Auf jeden Fall vor den vergleichsweise trockenen Mensch-Ärger-Dich-Nicht oder Kniffel.

Mittwoch, 10.08

Christoph:

Der Morgen beginnt für einen Teil von uns mit Ausbildungsprogramm: Knoten, Leinen festmachen, belegen, Begriffe und Örtlichkeiten. Anja fängt in ihrer Koje eine kleines Insekt und stellt es in der Messe als „Kojen-Viech“ aus. Später werden Krabben gepult. Rudi und Gerina bemühen sich, die Schürze am Großmast dicht zu kriegen. Auch die Takelkiste ist vorm Bootsmann nicht sicher und wird - vermutlich nach vielen Jahren - komplett entrümpelt und aufgeräumt.

Donnerstag, 11.08

Christoph:

Für diesen Tag gab es Hoffnung, doch die unveränderte Wetterlage hält uns weiter im Hafen fest. Der viele Regen tut das Übrige. Trotzdem ist die Laune an Bord nicht schlecht und wir kommen gut miteinander aus. Der Milchzahn wird per Joghurtbecher gelenzt, eine Aufgabe, die ob des vielen Wassers von oben fast täglich ansteht. Mittags ist für alle Ausbildungsprogramm; die Sicherheitsrollen werden durchgegangen und im Einzelnen - auch örtlich – erläutert. Am Nachmittag holen wir unser Beiboot wieder an Bord.

 

Freitag, 12.08

Rudi:

Am Freitag ist es dann endlich soweit: Der Wind hat auf Nordost gedreht und alle Wellen am Ostrand der Deutschen Bucht über Nacht glatt gepustet. Die Barre im Ausgang des Vortrapptiefs stellt kein unüberwindliches Hindernis mehr dar. Unsere akribischen Vorbereitungen (alles unter Deck ist festgezurrt, wirklich alles!) sind trotzdem eine gute Übung. Und dieser vorletzte Tag bietet noch mehr gute Gelegenheiten, zu üben – sogar das Toppsegel wird endlich einmal wieder gesetzt! In rascher Folge ziehen die niedrigen Küstenstriche Eiderstedts und Dithmarschens vorbei. Die Ansteuerungstonnen von Norder-, Süderpiep sowie der Norderelbe sind die ersten Wegmarken, der ablandige Wind macht das Segeln zum Vergnügen.

Cuxhaven bleibt dieses Mal nur ein kurzer Zwischenstopp, denn schon mit der nächsten Flut müssen wir zurück nach Oevelgönne.

Samstag, 13.08

Christoph:

Ein lauer Tag, die Sonne sticht, wir motoren die Elbe hinauf. Auf der Elbe viele kleine Segler Richtung Hamburg, um das Auslaufen vom Mariechen (Queen Mary) zu sehen. Mit knapp 10 Knoten gelingt es uns, schon vor Beginn des ganzen Trubels in Oevelgönne festzumachen, wo wir freudig begrüßt werden und seit langer Zeit mal wieder das laxe Leben auf warmen Decksholz genießen können. Schön wieder zu Hause zu sein, andererseits: wo hätte man alles noch hinsegeln können...

Fazit:

Rudi:

Ankern in der Eidermündung, Kapern der Bounty in Bremerhaven, erste Gästefahrt um Helgoland und stürmische Zeiten in Hörnum - eine ereignisreiche Sommer-Reise außerhalb jeglicher Routine und mit viel Wind im Rücken!